Biomethan & Bio LNG verkaufen: Worauf kommt es für einen guten Preis an?

Anlage zur Erzeugung von Biomethan

Landwirte, die Abfälle, Gülle oder nachwachsende Rohstoffe für die Gewinnung von Biogas nutzen, haben heute unterschiedliche Geschäftsmodelle zur Auswahl. Sie können das Bioas vor Ort verstromen, Biogas methanisieren und direkt einspeisen oder in flüssiger Form vermarkten. Vor allem die Teilnahme am Biomethan Markt gewinnt dabei zunehmend an Beliebtheit, da die Erlösmöglichkeiten hier oft am höchsten sind. Warum es sich lohnt, Biomethan und Bio LNG zum Beispiel als Kraftstoff zu verkaufen, wie hohe Preise zustande kommen und auf welchen Wegen Landwirte verlässliche Abnehmer finden, darum geht es in den folgenden Abschnitten.

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Die Themen im Überblick

Biomethan: Nachhaltige Energie vom Feld bis zum Verbraucher

Biomethan ist ein gasförmiger Rohstoff, der sich genau wie konventionelles Erdgas in verschiedenen Bereichen einsetzen lässt. Neben BHKWs zur Verstromung zählen dazu auch Gasverbraucher sowie Fahrzeuge mit Gasmotor. Der Vorteil: Anders als konventionelles Erdgas hat Biomethan keinen fossilen Ursprung. Denn es entsteht bei verschiedenen Zersetzungsprozessen in Biogasanlagen aus nachwachsenden Rohstoffen (NawaRos), Bioabfällen und Reststoffen sowie Gülle oder Mist. Da vor allem Letzteres in vielen Landwirtschaften verfügbar ist, lassen sich mit einer Biogasanlage zusätzliche Gewinne erwirtschaften. Am höchsten sind diese meist dann, wenn Betreiber Biomethan verkaufen und es zum Beispiel als Kraftstoff direkt an Anwender liefern.

Biogas und Biomethan: Der Unterschied liegt in der Aufbereitung

Biogas entsteht bei der Zersetzung organischer Materialien in sogenannten Biogasanlagen. Es wird auch Rohgas genannt und ist mit zahlreichen Verunreinigungen versehen. Während das für die Verstromung vor Ort wenig problematisch ist, lässt sich das Gas in diesem Zustand jedoch nicht anderweitig nutzen. Wer Biomethan zum Beispiel als Kraftstoff handeln möchte, muss das rohe Biogas daher zunächst aufbereiten. Im Wesentlichen geht es dabei darum, das natürliche Gas von CO2 und anderen Inhaltsstoffen zu trennen, um die gleichen Qualitätsanforderungen wie Erdgas zu erfüllen.

Wichtig zu wissen: Während es sich bei Biogas um Rohgas aus einer Biogasanlage handelt, ist Biomethan aufbereitetes Gas mit Erdgasqualität. Dieses lässt sich ins Gasnetz einspeisen oder bei tiefen Temperaturen bzw. hohen Drücken verflüssigen und leitungsungebunden in Tankwagen transportieren. Das LNG lässt sich ähnlich wie an LNG-Terminals später auch an anderer Stelle mit Hilfe einer LNG-Regasifizierungsanlage wieder in gasförmigen Zustand bringen.

EEG-Vergütung oder Teilnahme am Biomethan Markt: Ein Überblick

Wie eingangs beschrieben, haben Betreiber von Biogasanlagen heute verschiedene Geschäftsmodelle zur Auswahl. Bekannt ist beispielsweise die EEG-Vergütung für Strom aus Biomasseanlagen. Um diese zu erhalten, sind verschiedene Zertifizierungen erforderlich. Betreiber müssen in puncto Qualität hohe Anforderungen erfüllen und eine Massenbilanz aufstellen. Letztere soll es ermöglichen, die eingesetzten Materialien durch jeden Prozessschritt zurückzuverfolgen. Die erzielbare Vergütung ergibt sich dann nach den Regeln des EEG.

Substratpreise mindern die Wirtschaftlichkeit vieler EEG-Anlagen

EEG-Anlagen sind mit geringeren Anforderungen verbunden. Sie liefern im Vergleich aber auch einen geringeren Erlös, was der Wirtschaftlichkeit auf Dauer schaden kann. Grund dafür sind Biomethananlagen. Diese benötigen ebenfalls viel Substrat, sind durch bessere Erlösaussichten jedoch dazu in der Lage, höhere Preise zu zahlen. Mittelfristig führt das möglicherweise zu einer Verteuerung der zugekauften Ausgangsstoffe für Biogasanlagen. Betreibern von EEG-Anlagen bleibt weniger von ihrer Vergütung übrig und die Wirtschaftlichkeit sinkt.

Alternative zur EEG-Vergütung: Biomethan, LNG oder CNG verkaufen

Dem gegenüber steht der Verkauf von Biomethan am Kraftstoffmarkt – etwa als eingespeistes Gas oder verflüssigt als LNG bzw. CNG. Wer diesen Weg wählt, kann in vielen Fällen auf höhere Erlöse hoffen. Dafür sind allerdings auch die Hürden und Voraussetzungen um einiges höher. So ist neben der Massenbilanzierung auch eine lückenlose Dokumentation zur Nachhaltigkeit erforderlich. Anlagenbetreiber benötigen entsprechende Zertifizierungen sowie wiederkehrende Rezertifizierungen und müssen in regelmäßigen Abständen die sogenannte THG-Minderungsquote berechnen. Diese beschreibt einfach gesagt, wie viel CO2 sich mit Biomethan im Vergleich zu konventionellem Gas einsparen lässt. Sie hängt von jedem einzelnen Prozessschritt der Biogasanlage ab und ist ein wesentlicher Faktor dafür, welche Preise sich erzielen lassen.

Übrigens: Bei LNG handelt es sich um stark heruntergekühltes und verdichtetes Gas. CNG beschreibt hingegen bei Umgebungstemperaturen verdichtete Gase. Beide lassen sich transportieren und verbrauchen oder über eine spezielle Anlage in das Gasnetz einspeisen.

Biogas verstromen oder als Biomethan verkaufen: Ein Vergleich

Die folgende Tabelle vergleicht die Geschäftsmodelle EEG und Biomethan-Verkauf am Kraftstoffmarkt.

EEG-Vergütung für Strom aus Biogasanlagen Biomethan Markt: Gas, CNG oder LPG verkaufen
Grundlage Etabliertes und bekanntes System Moderner Vertriebsweg mit hohen Erlöschancen und hohen Voraussetzungen
Anforderungen Massenbilanzierung, Nachhaltigkeitsnachweise und Zertifizierungen Gasaufbereitung, Gasverflüssigung (optional) oder Netzanschluss (langwierig), Nachhaltigkeit, Massenbilanzierung, Zertifizierung (Erstzertifizierung und jährliche Rezertifizierung), THG-Quoten-Berechnung (in der Regel monatlich)
Chancen keine Veränderung Zusätzliche Erlöse vor allem für Anlagen mit Gülle und Mist als Substrat
Herausforderung durch Deckelung teilweise keine Zuschläge für neue Betreiber Finanzierung der Mehrkosten zur Umrüstung von Anlagen

Die Tabelle zeigt: Wer eine alte EEG-Anlage umrüstet oder den Bau einer neuen Anlage für die Bereitstellung von Kraftstoff plant, hat große Chancen, seine Umsätze zu steigern. Um die technischen, organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, sind zunächst jedoch einige Hürden zu nehmen.

Unser Tipp: Dienstleister haben sich darauf spezialisiert, Anlagenbetreiber, die Biomethan verkaufen wollen, bei allen Prozessen zu unterstützen. Das spart Zeit, Geld und schafft ein hohes Maß an Sicherheit. Denn auch verlässliche Abnehmer von Gas, LNG oder CNG lassen sich oft über die Dienstleister finden.

RED II: Hintergrund für neue Erlös-Chancen am Biomethan Markt

Dass sich der Wandel vom EEG-Betrieb zur Direktvermarktung lohnt, liegt unter anderem an der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II). Denn diese schreibt Mineralölunternehmen eine höhere Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) vor. Erreichen Konzerne diese nicht selbst, da konventionelle Biokraftstoffe wie Biodiesel und Bioethanol begrenzt werden sollen, kommen Quotenhändler ins Spiel. Diese vermitteln THG-Quoten zwischen den Inverkehrbringern fossiler Brennstoffe und den Herstellern von Biomethan (auch Bio-LNG oder Bio-CNG), für welche sich neue Erlösmöglichkeiten ergeben. Besonders hoch sind diese beim Einsatz von Gülle oder Mist, da sich damit eine nennenswerte Treibhausgasminderung von minus 100 gCO2eq/MJ oder mehr erreichen lässt. Kommen nachwachsende Rohstoffe als Substrat zum Einsatz, ist die Reduktion geringer und die zu erzielenden Preise sinken.

Übrigens: Die Treibhausgasminderungsquote von minus 100 gCO2eq/MJ gilt als günstig und ist damit Voraussetzung für einen hohen Verkaufspreis. Fällt der Wert um 10 gCO2eq/MJ höher aus (90 gCO2eq/MJ), sorgt das dafür, dass der Preis um etwa einen Cent sinkt. Da sich Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf die THG-Quote auswirken, ist eine ganzheitliche Betrachtung und Optimierung dieser also besonders wichtig.

Technische und organisatorische Voraussetzungen für den Kraftstoffmarkt

Wie im Vergleich der Geschäftsmodelle kurz erwähnt, sind einige Voraussetzungen nötig, um Biomethan, Bio-LNG oder Bio-CNG verkaufen zu können. Diese beziehen sich zum einen auf die Technik, zum anderen aber auch auf die Organisation der gesamten Anlage.

Für wen lohnt sich die Biomethan-Herstellung?

Der Biomethan-Handel und die Teilnahme am Kraftstoffsektor sind interessant, wenn:

  • Wirtschaftsdünger wie Gülle oder Mist zum Einsatz kommen und regional verfügbar sind. Zukauf und Antransport über weite Strecken reduziert zukünftig die THG-Minderung und sorgt für einen schlechteren Preis und steigende Kosten.
  • die Anlage mindestens 10 GWh Biomethan produziert bzw. 350 kWel aufweist und mit einem BHKW für Eigenstrom und Eigenwärme ausgestattet ist (Besser: 270 Nm³/h Rohgas und 500 kWel BHKW-Leistung)
  • kaum nachwachsenden Rohstoffe (NaWaRos) zum Einsatz kommen, sondern überwiegend Reststoffe wie Gülle, Mist oder Wirtschaftsdünger
  • sich die Finanzierung der Anlagenumstellung im Einzelfall realisieren lässt

Biomethan und Bio-LNG verkaufen: Die technischen Voraussetzungen

Um Biomethan verkaufen zu können, sind zunächst die verschiedenen Ausgangsstoffe zu gewinnen. Diese lassen sich in einer Biogasanlage zu Biogas verarbeiten und direkt verstromen. Alternativ zur Gewinnung von Strom mit einem BHKW lässt sich das erzeugte Gas auch reinigen und aufbereiten. Zum Einsatz kommen dabei Verfahren wie die Aminwäsche, die Druckwasserwäsche und die Druckweckseladsorption. Erfüllt das Endprodukt die geforderten Vorgaben (Erdgasqualität), lässt es sich in das Erdgasnetz einspeisen.

Biogas einspeisen lohnt sich nicht immer: Entspricht Biomethan nach der Aufbereitung der Erdgasqualität, lässt es sich direkt in das Erdgasnetz einspeisen. Aus verschiedenen Gründen lohnt sich das in der Praxis aber nicht immer. Neben langen Wartezeiten (teilweise über zweieinhalb Jahre) gehören dazu auch hohe Kosten für Netzeinspeisestationen sowie die nötigen Leitungen bis zum Hauptnetz. Eine Direkteinspeisung rentiert sich daher in der Regel nur für Anlagen, die selbst nah (Meist Entfernung von weniger als einem Kilometer notwendig) am Erdgasnetz liegen.

Eine Alternative bietet die Verflüssigung vor Ort. Auf diese Weise können Anlagenbetreiber Biomethan in Form von LNG oder CNG als Kraftstoff selbst und ohne Zwischenhändler verkaufen. Das ist anfänglich zwar aufwendiger und mit höheren Investitionen verbunden, sorgt aber langfristig häufig für höhere Erlöse und eine bessere Wirtschaftlichkeit der Anlage.

Wer Biomethan verkaufen und so am Kraftstoffmarkt teilnehmen möchte, muss aus technischer Sicht also folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • ganzheitlich nachhaltige Produktion (vom Saatgut bis zum Endprodukt)
  • Reinigung von Biogas und Aufbereitung zu hochwertigem Biomethan
  • Verflüssigung mit LNG- oder CNG-Anlage (außer bei Direkteinspeisung)

Übrigens: Wer bereits eine bestehende Anlage hat, muss diese nicht gänzlich auf die Biomethan-Herstellung umstellen. Möglich ist auch eine Teilumstellung, bei der ein Teil das BHKW zur EEG-Verstromung beliefert und ein anderer Teil zur Biomethan-Herstellung genutzt wird. Wann welche Lösung besser ist, hängt immer von den individuellen Voraussetzungen ab.

Einspeisestation, Übergangslösung oder dauerhaft dezentrale Lösung

Biomethan-Hersteller sollen grundsätzlich einen vorrangigen Netzanschluss bekommen, um das produzierte Gas in das öffentliche Netz einspeisen und fossiles Erdgas ersetzen zu können. Dafür fallen in der Regel Kosten von etwa 250.000 Euro an. Diese steigen, wenn der Abstand zwischen Einspeisestelle und Biogasanlage größer als einen Kilometer ist. In der Praxis kommt es aber immer wieder zu Verzögerungen, sodass Produzenten teilweise über zweieinhalb Jahre darauf warten müssen, Biogas einspeisen zu können. Um das zu umgehen, kommen unter anderem Übergangssysteme, längere Rohgasleitungen oder dauerhaft dezentrale Lösungen infrage. Die folgende Tabelle zeigt, worum es dabei im Einzelnen geht.

Alternative zum Gas-Netzanschluss Beschreibung
Übergangslösung Übergangsweise lässt sich das Gas bei kleineren Anlagen mit Stickstoff herunterkühlen und zu Bio-LNG verflüssigen oder komprimieren und zu Bio-CNG verflüssigen. Die verflüssigten Gase werden dann per Trailer zum nächsten Einspeisepunkt gebracht und dort in das Gasnetz eingespeist.
Rohgasleitungen Eine bleibende Lösung ist die Installation einer Rohgasleitung, die zum Beispiel aufbereitetes Biogas an Verbraucher im Umfeld liefert. Auf diese Weise lassen sich unter anderem industrielle Prozesse günstig und nachhaltig mit Energie versorgen. Alternativ speisen mehrere Anlagen Rohgas in ein Rohgasverbundnetz ein, um es dann zentralisiert biomethanisieren sowie in das Gasnetz einspeisen zu können.
Biomethan-Verflüssigung Auch die Installation einer dauerhaften Verflüssigungsanlage ist möglich, um ohne eigenen Netzanschluss mit Biomethan handeln zu können. Infrage kommen dabei LNG-Verflüssigungsanlagen sowie CNG-Speicher. Das verflüssigte Gas lässt sich anschließend per Trailer direkt an große Netzzellen (großen Verbrauchsanlagen) oder Einspeisezellen liefern.

Ist der Netzanschluss mit langen Wartezeiten verbunden und die Nachfrage nach Biomethan groß, finanzieren Abnehmer teilweise die Kosten der Übergangslösung. Gemeint sind dabei Verflüssigungsanlagen auf Basis von Stickstoff oder hohem Druck. Dauerhafte Lösungen sind hingegen mit höheren Investitionen verbunden und für ausreichend große Anlagen abseits des Erdgasnetzes geeignet.

Wichtig zu wissen: Während Biogasanlagen 24 Stunden am Tag laufen, ist der Bedarf bei vielen Abnehmern über den Tag verteilt stark schwankend. Für einen kontinuierlichen Betrieb sind bei vielen dezentralen Lösungen daher Kunden mit anhaltendem Bedarf gefragt. Dazu gehören Molkereien, Stahlwerke und andere Anlagen, die rund um die Uhr Gas benötigen und aufnehmen.

Organisatorische Voraussetzungen für die Teilnahme am Kraftstoffmarkt

Wer Kraftstoffe produzieren und als Biomethan verkaufen möchte, muss genau wie bei der EEG-Verstromung auch organisatorisch einige Voraussetzungen erfüllen. Die Basis stellt dabei die Zertifizierung nach einem zugelassenen Zertifizierungssystem dar. Zu nennen sind unter anderem:

  • RedCertEu
  • ISCC
  • Sure

Einen Überblick über zugelassene Zertifizierungssysteme gibt die EU mit den sogenannten Voluntary schemes.

Wichtig zu wissen: Auf eine Erstzertifizierung zur Inbetriebnahme der Anlage folgt in der Regel eine jährlich nötige Rezertifizierung. Der damit verbundene Aufwand ist bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unbedingt zu berücksichtigen.

Grundvoraussetzung ist zudem eine hohe Nachhaltigkeit des gesamten Produktionsprozesses. Beginnend bei der Beschaffung der Ausgangsstoffe (zum Beispiel Gülle oder Mist), über die Biogasherstellung bis hin zur Aufbereitung zu Biomethan, Bio-LNG oder Bio-CNG sind dabei hohe Standards zu erfüllen. Nachzuweisen ist das zum einen mit einer Massenbilanz, welche die Zurückverfolgbarkeit von Materialien und Waren durch den gesamten Produktionsprozess hindurch ermöglichen soll. Zum anderen sind regelmäßige Berechnungen der THG-Rate erforderlich. Dabei geht es darum, jeden Prozessschritt zu analysieren und herauszustellen, wie sich dieser auf den CO2-Verbrauch bzw. die CO2-Einsparung des Prozesses auswirkt.

Wer Biomethan verkaufen und so am Kraftstoffmarkt teilnehmen möchte, muss aus organisatorischer Sicht also unter anderem folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Massenbilanz über verbrauchte und erzeugte Stoffe/Produkte
  • Nachhaltigkeits-Nachweise mit lückenloser Dokumentation
  • Erst- und häufig jährlich nötige Rezertifizierung der Anlage
  • THG-Minderungsberechnung zur Analyse der Emissionen

Während der Nachweis der Nachhaltigkeit mit einem großen Aufwand verbunden ist, müssen Betreiber die THG-Rate regelmäßig neu berechnen. Spezialisierte Dienstleister helfen dabei, den Aufwand so weit wie möglich zu reduzieren.

Kurz erklärt: Die Berechnung der THG-Quote für den Handel mit Biomethan

Biomethan-Lieferanten müssen nachweisen, welche Treibhausgas-Minderung mit dem angebotenen Gas realisierbar ist. Möglich ist das mit einer sogenannten THG-Quote für Biomethan. Diese beschreibt, wie stark der CO2-Ausstoß im Vergleich zum Verbrauch konventioneller Energieträger sinkt. Die Berechnung, die häufig monatlich erfolgen muss, vergleicht dabei THG-Emissionen und THG-Einsparungen miteinander, wie die folgende Gleichung zeigt:

  • THG-Minderung = eec + el + ep + etd + eu – esca – eccs – ecor [in gCO2eq/MJ]

Die folgende Tabelle zeigt, wofür die einzelnen Bestandteile der Gleichung stehen.

Größe Beschreibung Größe Beschreibung
eec Emission beim Anbau eu Emission bei der Nutzung des Brennstoffs
el Emission durch die Landnutzungsänderung esca Emissionseinsparung durch Akkumulierung von C im Boden
ep Emission bei der Verarbeitung eccs Emissionseinsparung durch CO2-Abscheidung und geologische Speicherung
etd Emission bei Transport und Vertrieb ecor Emissionseinsparung durch Abscheidung und Ersetzung von CO2

In einer längeren Prozesskette berechnet jede Schnittstelle die im jeweiligen Bereich angefallene CO2-Minderung. Diese gibt sie anschließend bis zum Letztverbraucher weiter, um einen Gesamtüberblick über die THG-Emissionen oder die THG-Minderungen zu erhalten.

Übrigens: Für einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb sollte die THG-Minderung mindestens bei minus 100 gCO2eq/MJ liegen. Um das zu erreichen, ist in jedem Prozessschritt ein nachhaltiges Vorgehen wichtig, da alle einzelnen Schritte in die Berechnung eingehen.

Vergütung für den Verkauf von Biomethan: Preise und Möglichkeiten

Ein Plus von 900 Euro pro Kuh (Stand 2023): Das verspricht die Teilnahme am Kraftstoffmarkt für alle, die Biomethan verkaufen, anstatt es mit EEG-Vergütung zu verstromen. Möglich ist das durch Vergütungsstrukturen und Preise, die von zahlreichen Faktoren abhängen. Wichtig sind dabei unter anderem der Großhandelspreis für Erdgas, der THG-Quotenpreis und die Nachhaltigkeitseigenschaften der Anlage.

Großhandelspreis für Erdgas als Richtwert für Bio-Methan-Preis

Biomethan lässt sich grundsätzlich mit Erdgas vergleichen und analog verwenden. Es ist also als Erdgassubstitut erhältlich und handelbar. Aus diesem Grund spielt der Erdgaspreis bei der Preisbildung eine wichtige Rolle. Er setzt sich aus dem Gaspreis selbst, den Netzentgelten, Steuern sowie der CO2-Abgabe zusammen und hat im Vergleich zum Bio-Methan-Preis einige Nachteile. Denn: Während der Preis für Erdgas vom Börsenpreis (THE- oder TTF-Preis) abhängt, fallen Netzentgelte beim Direktvertrieb oft weg, wenn Anbieter Bio-CNG oder Bio-LNG verkaufen. Ähnlich verhält es sich mit der CO2-Abgabe. Diese fällt bei Biomethan häufig weg und sorgt so für Einsparungen von 40 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2024. Bis 2026 soll die Abgabe auf 65 Euro pro Tonne CO2 ansteigen, bevor der Markt über die Höhe entscheidet.

THG-Quotenpreis ausschlaggebend für den Biomethan-Handel

Große Konzerne sind dazu verpflichtet, Bioenergie in den Markt einzuführen. Erfüllen sie die Vorgaben mit eigenen Produkten (Diesel, Benzin etc.) nicht, drohen hohe Strafen. Um diese zu umgehen, kaufen die Konzerne beispielsweise Biomethan zu, welches eine gewisse THG-Minderung bringt. Sie verkaufen die nachhaltigen Energieträger beispielsweise an ihren Tankstellen und erreichen so die vorgeschriebenen Ziele. Der Preis für diesen Handel wird auch Quotenpreis genannt. Er hängt von der THG-Minderung ab und beeinflusst den Bio-Methan-Preis. Denn dieser beschreibt, welche Quote mit einer bestimmten Menge Gas erreichbar ist. Zu beachten ist dabei, dass die zu erfüllende Quote in den kommenden Jahren sukzessive steigt. Die Folge ist eine wachsende Nachfrage, die mit guten Erlösaussichten einhergeht. Die folgende Tabelle gibt einen ersten Überblick darüber, wie mögliche Preise in Abhängigkeit der Ausgangsstoffe und der THG-Minderung ausfallen können.

Substrat THG-Wert (Richtwert in gCO2eq/MJ ) Betriebskosten (Richtwert in Ct/kWh) Mögliche Preise (Richtwert in Ct/kWh)
Nachwachsende Rohstoffe (NawaRos) + 35 6,0 bis 7,5 8,5 bis 9,5
Bioabfälle und Reststoffe + 10 5,0 bis 6,0 11,0 oder mehr
Gülle und Mist -100 9,0 bis 14,0 18,0 oder mehr

Quelle: agriportance, Preisausblick bei 7-jährigem Liefervertrag ab 202)

Der Quoten-Preis entspricht dem Erlös, der aus dem Einsatz von Biomethan im Kraftstoffsektor hervorgeht. Da dieser zwischen Käufer und Verkäufer aufzuteilen ist, bekommen Biomethan Lieferanten in der Regel nur 50 bis 60 Prozent (selten mehr) davon vergütet.

Wichtig zu wissen: Je höher die CO2-Einsparung ausfällt, umso weniger Biomethan benötigen Abnehmer, um die geforderte Quote zu erfüllen. Das hat zur Folge, dass die Preise in der Regel höher ausfallen. Gülle und Mist bieten die besten Einsparpotenziale und damit auch die besten Erlösaussichten – das gilt vor allem dann, wenn große Mengen des Substrats aus der eigenen Anlage oder zumindest aus der eigenen Region stammen.

Nachhaltigkeits- und Anlageneigenschaften beeinflussen die Erlöse

Während der Gaspreis und die THG-Quote direkt zur Preisbildung heranzuziehen sind, wirken sich indirekt auch viele Anlagenparameter auf die Höhe der Erlöse aus. Dabei gilt: Je nachhaltiger der Prozess, umso höher ist die THG-Minderung, was wiederum für einen guten Quotenpreis spricht. Auf der anderen Seite kommen allerdings auch Mehrkosten hinzu. So sind anders als bei einer reinen Biogasanlage auch Aufbereitungs- und Verflüssigungsanlagen zu betreiben. Diese verbrauchen Strom und senken damit die möglichen Erlöse.

Verträge und Zwischenhändler für die Biomethan-Einspeisung

Der Verkauf von Biomethan erfolgt entweder direkt oder über eine spezielle Handelsgesellschaft. Entscheiden sich Betreiber bei der Einspeisung in das Gasnetz für letzteres, sind verschiedene Verträge abzuschließen, wie die folgende Übersicht zeigt:

  • Biogas-Bilanzkreisvertrag: Gasnetzbetreiber bilanzieren die ein- und ausgespeisten Biomethan-Mengen in einem Bilanzkreis und rechnen Mehr- sowie Mindermengen mit Transportkunden ab. Der Biogas-Bilanzkreisvertrag definiert die Rahmenbedingungen dieser Leistung.
  • Einspeisevertrag: Der Einspeisevertrag wird zwischen Einspeiser und Netzbetreiber des Einspeisenetzes geschlossen. Er regelt die Zuordnung der eingespeisten Biomethan-Mengen zu einem Bilanzkreis und definiert die Qualitätsanforderungen an das einzuspeisende Gas.
  • Ausspeisevertrag: Diesen Vertrag schließt der Letztverbraucher mit dem Netzbetreiber des Ausspeisenetzes. Er sichert Liefermengen sowie Qualitätsstandards zu und definiert unter anderem die Netznutzungsentgelte, die sich nicht von denen bei Erdgasbezug unterscheiden.

Anders als beim konventionellen Erdgashandel ist beim Handel mit Biomethan ein Herkunfts- und Qualitätsnachweis zu führen. Dieser sichert dem Endverbraucher zu, dass die verbrauchte Gasmenge tatsächlich in der geforderten Qualität eingespeist wurde.

Direktvermarktung bei Biomethan-Verkauf als LNG oder CNG

Während bei Einspeisung häufig Zwischenhändler den Vertrieb organisieren, können Biomethan-Lieferanten Bio-LNG und Bio-CNG auch selbst vermarkten. Spezielle Dienstleister helfen in diesem Fall dabei, Abnehmer zu finden und Verträge rechtssicher auszugestalten. Die Preise sind dabei individuell zu vereinbaren. Neben der Vertragslaufzeit hängen sie auch von den oben vorgestellten Faktoren ab (TTF/THE-Gaspreis an der Börse, THG-Minderung, Nachhaltigkeit).

Mit einer Preisbindung bis 2030 waren dabei in den Jahren 2022/2023 folgende Erlöschancen gegeben:

  • Erlösaussichten für Verträge ab 2023 und 2024: > ca. 30 Cent pro kWh
  • Erlösaussichten für Verträge ab 2025: > 18 Ct/kWh

Wichtig zu wissen: Da bei der Preisgestaltung ein gewisser Spielraum vorhanden ist und Verträge oft eine Laufzeit von mehreren Jahren haben, sollten Anlagenbetreiber genau prüfen, wem sie Biomethan verkaufen. Unterstützung bekommen sie dabei von spezialisierten Dienstleistern, die häufig auch über ein Portfolio an Abnehmern verfügen.

Ob sich eine Anlage wirtschaftlich betreiben lässt, hängt dabei immer auch von den Kosten ab. Neben den allgemeinen Ausgaben sind dabei vor allem auch die Kosten für die Beschaffung des Substrats und die Verflüssigung des Biomethans zu Bio-LNG oder Bio-CNG zu berücksichtigen.

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FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Biomethan Handel im Kraftstoffsektor

Was unterscheidet Biogas, Biomethan, Bio-LNG und Bio-CNG voneinander?

Biogas ist das Rohprodukt einer Biogasanlage. Wird dieses gereinigt und bis auf Erdgasqualität aufbereitet, spricht man von Biomethan. Dieses lässt sich in das öffentliche Netz einspeisen, unter Druck transportieren oder verflüssigen. Bei Bio-LNG und Bio-CNG handelt es sich also um auch um Biomethan.

Was ist der Vorteil des Biomethan-Handels gegenüber klassischen EEG-Anlagen?

Klassische Anlagen verbrennen Gas in einem BHKW, um Strom und Wärme zu produzieren. Der Strom lässt sich dabei gegen eine Vergütung in das öffentliche Netz einspeisen. Biomethan lässt sich als Kraftstoff direkt vermarkten. Das ist zwar aufwendiger, geht aber mit deutlich höheren Erlöschancen einher.

Welche Absatzwege haben Biomethan-Lieferanten und wann kommen diese infrage?

Biomethan-Lieferanten können das produzierte Gas in das Gasnetz einspeisen oder in Form von Bio-CNG bzw. Bio-LNG verkaufen. Ersteres ist oft mit langwierigen Prozessen verbunden, da entsprechende Einspeisepunkte mit Wartezeiten von über zwei Jahren verbunden sind. Befindet sich eine Anlage nicht unmittelbar am Erdgasnetz, ist der Anschluss außerdem mit hohen Kosten verbunden. Günstiger ist dann meist der Verkauf von Bio-LNG oder Bio-CNG per Trailer an Endverbraucher (Tankstellen, Speditionen, Busunternehmen, Molkereien, Industriebetriebe etc.).

Wann loht sich der Verkauf von Biomethan als Kraftstoff in Form von LNG/CNG?

Wer als Biomethan-Anbieter Erfolg haben möchte, sollte überwiegend auf Wirtschaftsdünger, Gülle oder Mist setzen. Das Substrat sollte im eigenen Betrieb oder zumindest in der Region verfügbar sein und die Anlagenleistung sollte bei 10 GWh Biomethan oder 350 kWel (besser 270 Nm³/h Rohgas und 500 kWel) liegen.

Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen, um Biomethan verkaufen zu können?

Technisch kommt es auf die Methanisierung des produzierten Biogases an. Dazu sind verschiedene Reinigungs- und Aufbereitungsanlagen erforderlich. Wichtig ist darüber hinaus eine Verflüssigungsanlage (LNG), wenn die Einspeisung nicht vorgesehen ist. Organisatorisch sind darüber hinaus Zertifizierungen und jährliche Rezertifizierungen nötig. Betreiber müssen an einem Massenbilanzsystem teilnehmen und meist monatlich die THG-Minderung berechnen. Wichtig ist außerdem eine lückenlose Nachhaltigkeitsdokumentation vom Saatgut bzw. von der Substratanlieferung bis zum Letztverbraucher.

Was ist die THG-Quote für Biogas und welche Bedeutung hat sie?

Die THG-Quote ist von Mineralölunternehmen zu erfüllen. Sie fordert diese dazu auf, den durch ihre Kraftstoffe verursachten CO2-Ausstoß zu senken. Da die Unternehmen das selbst nicht schaffen, kaufen Sie eine „Quotenminderung“ von Biomethan-Händlern zu. Wie hoch diese ausfällt, hängt von der Beschaffenheit der gesamten Wertschöpfungskette ab. Wichtig zu wissen ist, dass Biomethan-Lieferanten die sogenannte THG-Minderungsquote häufig monatlich berechnen müssen, um am Kraftstoffmarkt teilnehmen zu können.

Wie hoch sind Bio-Methan-Preise im Kraftstoffsektor und wovon hängen sie ab?

Da sich Biomethan als Erdgas-Substitut verkaufen lässt, hängen die Bio-Methan-Preise unter anderem vom Börsenpreis für Erdgas (TTF-/THE-Preis) ab. Sie werden von der THG-Minderungsquote beeinflusst und fallen auch in Abhängigkeit von der Nachhaltigkeit einer Biogasanlage höher oder niedriger aus. Die Preise sind beim Bio-CNG und Bio-LNG Verkaufen individuell zu bestimmen und lagen üblicherweise bei mindestens 30 Cent pro kWh (ab 2025 mind. 18 Cent pro kWh) bei einem THG-Wert von minus 100 gCO2eq/MJ. Wichtig zu wissen ist, dass eine Veränderung um 10 gCO2eq/MJ den Preis in der Regel um 1 Cent pro kWh verändert (bei – 140 gCO2eq/MJ um + 4 Ct/kWh und bei 0 gCO2eq/MJ um – 10 Ct/kWh.

Warum ist es wichtig, genau zu prüfen, an wen Händler Biomethan verkaufen?

Wer Bio-LNG verkauft, kann Preise und Verträge in einem gewissen Spielraum frei verhandeln. Mit dem passenden Abnehmer bekommen Biomethan-Lieferanten dabei einen guten Preis mit langer Bindung. Das schafft Sicherheit. Abnehmer finden Hersteller dabei in der Regel bei spezialisierten Dienstleistern. Diese helfen auch dabei, Verhandlungen zu führen und Verträge abzuschließen.#

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