Nahwärme mit Flüssiggas, Hybridheizung oder BHKW

Nahwärme Rohre

Nahwärmenetze verteilen Wärme einer gemeinsam genutzten Heizungsanlage an verschiedene Anschlüsse in einem Quartier oder einer Siedlung. Die Netze sind wie Fernwärmenetze aufgebaut, im Vergleich zu diesen aber deutlich kürzer. Von Vorteil sind dabei die Platzersparnisse in den Häusern der Anschlussnehmer und die effiziente Wärmeerzeugung. Letztere basiert bei der Nahwärme häufig auf Flüssiggas. Infrage kommen aber auch Hybridheizungen und stromerzeugende Blockheizkraftwerke (BHKWs).

✅ Aktualisiert am 16.03.2021

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Die Themen im Überblick

Aufbau und Funktionsweise der Nahwärmenetze

Geht es um Nahwärme, sprechen Experten um sogenannte Wärmenetze. Dabei erzeugt eine zentrale Anlage warmes oder heißes Wasser, die sie dann durch ein Leitungsnetz zu verschiedenen Anschlüssen (Gebäuden oder Industrieanlagen) leitet. Im Gegensatz zu groß ausgelegten Fernwärmenetzen sind die Netze dabei selten länger als einen Kilometer – dennoch handelt es sich bei der transportierten Wärme rein rechtlich um Fernwärme.

Übergabestationen ersetzen die konventionelle Heizung

In den angeschlossenen Gebäuden oder Anlagen befinden sich sogenannte Wärmeübergabestationen. Diese bestehen im Kern aus einem Wärmeübertrager, der thermische Energie aus dem Nahwärmenetz auf das Hausnetz überträgt. In der Hausanlage sorgen Heizungspumpen, Sicherheitsventile sowie Ausdehnungsgefäße und andere Armaturen für einen zuverlässigen Betrieb. Zusätzlich vorhandene Wärmemengenzähler erfassen die verbrauchte Energiemenge in Kilowattstunden und bilden so die Basis der verbrauchsabhängigen Abrechnung.

Anergienetze: Nahwärme mit niedrigen Temperaturen

Abhängig von der Wärmeerzeugung und den Bedürfnissen der Anschlussnehmer liegt die Vorlauftemperatur in Nahwärmenetzen häufig bei 50 bis 70 Grad Celsius. Eine Ausnahme stellen sogenannte Anergienetze dar, in denen Wasser mit einer Vorlauftemperatur von 10 bis 15 Grad Celsius zirkuliert. Da die Werte für die Beheizung nicht ausreichen, bringen Wärmepumpen das Temperaturniveau energiesparend nach oben – etwa auf 30 bis 40 Grad Celsius für eine Flächenheizung. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit, Abwärme aus verschiedensten Prozessen sinnvoll weiterzuverwenden. Außerdem sind die Wärmeverluste der Verteilung in solchen Nahwärmenetzen minimal.

Die wichtigsten Vorteile der Nahwärme im Überblick

Nahwärmenetze sind mit zahlreichen Vorteilen verbunden. Allen voran steht die hohe Energieeffizienz der Gesamtsysteme. Diese übersteigt die Effizienz mehrerer Einzelanlagen oft deutlich und sorgt für einen klimaschonenden Betrieb. Anschlussnehmer profitieren außerdem von Platzersparnissen und niedrigen Wartungskosten.

Häufig mit regenerativem Anteil

Sie benötigen keinen Schornstein und bekommen Wärme häufig aus regenerativen Energien-Anlagen, Hybridheizungen oder stromerzeugenden BHKW. Da Letztere vor allem im Winter viel Strom produzieren, gleichen sie die in der dunklen Jahreszeit geringeren Erträge von Photovoltaikanlagen aus, was ganzjährig eine hohe Eigenstromversorgung ermöglicht. Von Vorteil ist es aber auch, dass sich erneuerbare Energien wie Biomasseanlagen oder Solarthermiesysteme einfacher in die Nahwärme integrieren lassen. Ist ein Austausch erforderlich, sind außerdem nur Arbeiten an einem Wärmeerzeuger nötig.

Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Vorteile der Nahwärmenetze zusammen:

  • hohe Effizienz der Wärmeerzeugung
  • Platzersparnis bei Anschlussnehmern
  • Integration regenerativer Energien
  • gekoppelte Wärme- und Stromerzeugung
  • Integration von Abwärme aus der Industrie
  • regional autarke Energieversorgung
  • Nahwärmenetze sind erweiterbar

Geht es um die Nahwärme mit Anergienetzen, sind niedrige Verluste, geringe Betriebskosten und die Möglichkeit der Abwärmenutzung als weitere Vorteile zu nennen.

Nahwärme mit Flüssiggas, Hybridheizung oder BHKW

Geht es um die Energieversorgung in Nahwärmenetzen, kommen verschiedene Lösungen infrage. Am einfachsten ist es, einen Gaskessel an das bestehende Erdgasnetz anzuschließen. Ist Letzteres nicht verfügbar, kommen Flüssiggasanlagen infrage. Diese lassen sich sehr gut mit regenerativen Energien kombinieren oder sogar als Blockheizkraftwerk ausführen.

Erd- oder Flüssiggasheizung für Nahwärmenetze

Effizient, zuverlässig und erprobt: Die Gasheiztechnik hat zahlreiche Vorteile, von denen auch die Nahwärme profitiert. Besonders einfach und platzsparend ist dabei der Anschluss an das öffentliche Gasnetz. Da Letzteres vor allem in ländlichen Regionen nicht immer vorhanden ist, bietet Flüssiggas eine interessante Alternative. Der Energieträger lässt sich in Flüssiggastanks überall bevorraten und ist als BIO-LPG sogar regenerativ herstellbar.

Heizcontainer lassen sich flexibel erweitern

Betreiber und Nutzer von Nahwärmenetzen profitieren dabei von niedrigen Anschaffungskosten und einer zuverlässigen Heiztechnik. Installieren lassen sich Erd- oder Flüssiggas-Nahwärmezentralen übrigens in mobilen Frachtcontainern. Diese Heizcontainer sind in der Regel komplett vormontiert und einfach an die neue oder bestehende Verteilung anzuschließen. Steigt der Wärmebedarf im wachsenden Nahwärmenetz, lassen sich für kurzfristig weitere Heizcontainer mieten oder kaufen und  hinzufügen, um die Leistung flexibel zu erhöhen.

Umweltheizungen als Nahwärmeerzeuger

Vor allem in ländlichen Regionen kommen auch Umwelt- beziehungsweise Biomasseheizungen zur Versorgung von Nahwärmenetzen infrage. Weit verbreitet ist dabei die Installation von Hackschnitzelanlagen, die klein gehäckselte Holzreste verfeuern. Die Anlagen arbeiten zwar durch die über viele Jahre nachwachsenden Bäume CO2-neutral und mit Brennstoffen aus der eigenen Region auch nachhaltig, sind aber häufig mit einem erhöhten Wartungsaufwand verbunden.

Multivalente Hybridheizungen für die Nahwärme

Sicherer als reine Umweltheizungen sind sogenannte Hybridheizungen. Diese kombinieren verschiedene Energieerzeuger in einer Anlage und verbinden so deren Vorteile. Die Basis stellt häufig eine Erd- oder Flüssiggasheizung dar. Diese lässt sich mit einer großflächigen Solarthermieanlage oder beispielsweise einer Biomasseheizung kombinieren. Während Experten selbst große Solarspeicher einfach in die Nahwärmenetze integrieren können, sichert die Erd- oder Flüssiggasheizung Ausfälle ab. Letztere treten beispielsweise auf, wenn die Sonne längere Zeit nicht scheint oder eine Störung an der Biomasseheizung vorliegt.

Das Besondere: Netzbetreiber können verschiedenste Wärmeerzeuger jederzeit kombinieren (multivalent = mehrere Energieerzeuger). Selbst Abwärme aus Industriebetrieben oder Biogasanlagen lässt sich auf diese Weise sinnvoll weiter nutzen.

Kraft-Wärme-Kopplung: Nahwärme aus einem BHKW

In Wohn- oder Industriebetrieben benötigen Nahwärmenetze ganzjährig thermische Energie. Während diese im Winter für die Heizung erforderlich ist, stellen die Anlagen im Sommer zumindest Wärme für die Warmwasserbereitung zur Verfügung. Ein Umstand, der den Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKWs) begünstigt. Denn die Anlagen erzeugen Strom und Wärme parallel, arbeiten aber nur dann, wenn die Wärme einen Abnehmer findet. Da Letzterer bei der Nahwärme ganzjährig vorhanden ist, erreichen optimal ausgelegte BHKWs hohe Laufzeiten. Sie erzeugen viel Strom für die umliegenden Gebäude und arbeiten wirtschaftlich sowie effizient. Hohe Spitzenlasten fangen Brennwertkessel ab, die genau wie BHKWs mit Erd- oder Flüssiggas laufen.

Typische Einsatzbereiche der Nahwärmenetze

Ein Blick auf aktuelle Neubauzahlen zeigt: Fern- oder Nahwärme wird immer beliebter. Lag ihr Anteil an der Beheizung neuer Gebäude im Jahr 2000 noch bei 7 Prozent, bezieht heute jeder vierte Haushalt Energie aus einem Fern- oder Nahwärmenetz. Nach der Gasheizung und Wärmepumpe liegt die Technik damit auf Platz drei der beliebtesten Wärmeerzeuger im Neubau. Aber wo kommt die Nahwärme eigentlich zum Einsatz? Gefragt ist die Technik beispielsweise in Quartieren und Siedlungen. So statten Anbieter neue Wohngebiete immer öfter mit Nahwärmenetzen aus, um einen hohen Anteil regenerativer Energien und eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen. Aber auch Industriegebiete, kleine Dörfer oder ganze Stadtteile lassen sich mit der Energie aus einem Nahwärmenetz versorgen.

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Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Nahwärme und Fernwärme?

Rein rechtlich gibt es hier keinen Unterschied, denn Nah- und Fernwärmenetze funktionieren auf die gleiche Weise. Beide erzeugen thermische Energie zentral, die sie dann über erdverlegte Leitungen an verschiedene Anschlüsse verteilen. Der wesentlichste Unterschied ist die Größe: Nahwärmenetze sind selten länger als einen Kilometer.

Fördert der Staat den Bau von Nahwärmenetzen in Deutschland?

Ja, für den Bau von Netzen zur Nahwärmeversorgung stehen verschiedenste Fördermittel zur Verfügung. So gibt es beispielsweise Zuschüsse oder günstige Darlehen für Netze mit KWK-Anlagen oder einem hohen Anteil regenerativer Energien. Steigen Hausbesitzer auf Nahwärme um, fördert der Staat das mit einem Zuschuss von mindestens 20 Prozent.

Wie viel kostet der Bau eines Nahwärmenetzes?

Wie viel ein Nahwärmenetz kosten kann, hängt sehr stark von seiner Größe und der Art der Wärmeerzeugung ab. Bei der Wärmeverteilung können Interessenten überschlägig mit Ausgaben von 200 bis 400 Euro pro Trassenmeter rechnen. Für die Heizzentrale fallen je nach installierter Technik 30.000 bis 150.000 Euro an. Die Wärmeübergabestationen der Anschlussnehmer kosten 3.500 bis 8.000 Euro inklusive Montage und Zubehör. Staatliche Fördermittel reduzieren die Ausgaben.

Wie hoch sind die Nahwärme-Kosten für Verbraucher?

Wie bei einem Stromvertrag zahlen Anschlussnehmer für jede verbrauchte Kilowattstunde. Hinzu kommt eine Grundgebühr, die die übrigen Netzkosten abdeckt. Überschlägig können Hausbesitzer mit rund 6 bis 12 Cent pro Kilowattstunde (Arbeitspreis in ct/kWh) und 10 bis 40 Euro pro Kilowatt (jährlicher Grundpreis, 150 bis 600 Euro bei 15 kW) rechnen. Ein Vergleich verschiedener Anbieter zeigt: Sind die Grundpreise hoch, zahlen Verbraucher weniger für den Arbeitspreis. Hier lohnt es sich also, die Angaben genau zu prüfen und die eigenen Kosten vorab zu überschlagen.

Ist der Anschluss an ein Nahwärmenetz mit Einschränkungen verbunden?

Nein. Hausbesitzer bekommen keine Mindestabnahmemengen (Vertrag prüfen) und eine Anlage mit moderner Regelungstechnik. Wie bei einer konventionellen Heizung können sie hier Einstellungen wie Systemtemperaturen, Zeitprogramme oder Nachtabsenkung vornehmen. Zur Wärmeübertragung im Haus können sie Heizkörper, Flächenheizungen oder Luftheizsysteme verwenden.

Sind Nahwärmenetze sicher und lange haltbar?

Ja, die Anlagen haben eine rechnerische Lebensdauer von mindestens 40 Jahren (Verteilung im Nahwärmenetz). Wie bei jedem anderen System kann es dabei aber auch hier zu einer Störung kommen. Während sich die Wärmeerzeugung mit Heizcontainern schnell überbrücken lässt, sind Schäden am Leitungsnetz häufig in kurzer Zeit repariert. Regelmäßige Wartungs- und Kontrollarbeiten helfen jedoch, diese möglichst zu vermeiden.

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