Schwerkraftheizung umrüsten: Kosten & Alternativen

Ihre veraltete Schwerkraftheizung umrüsten ist zumindest in Teilen erforderlich, um Sie vorschriftsmäßig weiter betreiben zu dürfen. Gefordert ist heute mindestens ein hydraulischer Abgleich. Dafür müssen Sie vorher justierbare Thermostatventile einbauen lassen. Beim Umrüsten auf Pumpenbetrieb kann ein enormer Aufwand mit hohen Kosten entstehen. Oft ist eine alternative Heizungsanlage die vorteilhaftere Entscheidung.

✅ Aktualisiert am 10.10.2022

Die Themen im Überblick

Funktionsprinzip der Schwerkraftheizung

Eine Schwerkraftheizung ganz ohne umrüsten entspricht nicht den aktuellen Bestimmungen. Die bis in die 1960er-Jahre in Westdeutschland und bis in die 1980er-Jahre in Ostdeutschland montierten Schwerkraftheizungen arbeiten ohne Pumpe. Um den Heizkreislauf in Gang zu setzen, wird die unterschiedliche Dichte von Wasser genutzt. Heißes Wasser hat eine höhere Dichte als Abkühlendes und Kaltes. Das heiße Heizwasser strömt in den Vorlauf und steigt auf. Auf dem Weg nehmen die Heizkörper dem Wasser Stück für die Wärme ab. Nach dem letzten Heizkörper sinkt das nur kühle Wasser im Rücklauf ab.

Keine Heizungspumpe benötigt

Eine bewegte Strömung entsteht, ohne eine Pumpe zu benötigen. Ohne Betriebsstrom bleibt die Schwerkraftheizung in Funktion. Augenscheinlich ist diese Methode ökonomisch sparsam. Es gibt in diesem System allerdings Nachteile, die den Vorteil mindestens ausgleichen oder sogar unerheblich werden lassen. Eine Schwerkraftheizung ohne umrüsten kann nicht reguliert werden. Damit ist der heute gesetzlich geforderte hydraulische Abgleich nicht realisierbar.

Viele Nachteile

Das Rohrsystem braucht große Querschnitte, was einen hohen Materialaufwand verursacht. Ihre alte Schwerkraftheizung hat einen hohen Brennstoffverbrauch. Bei zu geringen Temperaturdifferenzen setzt die Zirkulation aus. Wenn das heiße Wasser im Vorlauf unvorhergesehen schnell abkühlt, kommt es zu Störungen im Kessel. Reparaturen sind sehr aufwendig. Entweder muss das große Wasservolumen komplett entnommen werden oder die Rohre müssen eingefroren werden. Das kann wegen der gegenläufigen Wärme viele Stunden dauern und kostet immense Strommengen.

Schwerkraftheizung so umrüsten, dass sie weiter betrieben werden darf

Der Betrieb einer Schwerkraftheizung ist noch erlaubt, wenn sie technische Mindeststandards erfüllt. Dabei werden das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) und die Energieeinsparverordnung (EnEV) wirksam. Um den vorgegebenen hydraulischen Druckabgleich ausführen zu können, werden Ventile montiert. Beim Schwerkraftheizung umrüsten müssen spezielle voreinstellbare Thermostatventile verwendet werden. Sie dürfen nur geringen Druckverlust verursachen. Ein zu hoher Druckabfall beeinträchtigt die Heizleistung.

Ventile steuern den Wasserfluss

Vereinfacht ausgedrückt steuern die Ventile den eigentlich „natürlichen“ Wasserfluss im Rohrsystem. Beim hydraulischen Druckabgleich bilden der Heizbedarf der einzelnen Räume, die Heizflächen und die Rohrnetzwege ein Strömungsverhalten, nach dem die Ventile einzeln justiert werden. Hierbei entstehen beim Schwerkraftheizung umrüsten Kosten von 200 bis 500 Euro. Es handelt sich für Sie für die kostengünstigste Alternative, wenn Sie nur die Investitionssumme betrachten. Bezüglich der Effizienz und des Komforts bleiben die Nachteile des Heizsystems erhalten.

Schwerkraftheizung so umrüsten, dass Pumpenbetrieb entsteht

Die gängigste Variante, eine alte Schwerkraftheizung umrüsten zu lassen und in Betrieb zu halten, ist die Installation eines Pumpenwarmwassersystems. In das bestehende Rohrsystem wird eine Umwälzpumpe integriert. Sie muss Schwerkraft bremsende Wirkung besitzen. Die Leistungsstärke muss auf die große Menge Heizwasser in den Rohren mit großer Nennweite abgestimmt sein. Die Schwerkraftheizung hat Rohrdurchmesser ab DN20.

Heizungsrohre austauschen nicht unbedingt notwendig

Es ist nicht unbedingt notwendig, an der Schwerkraftheizung die Rohre austauschen zu müssen. Um den Pumpenbetrieb zu gewährleisten, muss das alte Ausdehnungsgefäß an der höchsten Stelle der Heizungsanlage demontiert werden. An dessen Stelle tritt die eine zu installierende Ausdehnungsmembrane mit einem Sicherheitsventil. Nach dem Einbau der druckverlustarmen, voreinstellbaren Thermostatventile betreiben Sie die Anlage einfach weiter. Beim Schwerkraftheizung umrüsten müssen Sie mit Kosten von hohen vierstelligen bis niedrigen fünfstelligen Eurobeträgen ausgehen. Umrüstungen können bezuschusst und gefördert werden. Sie sollten immer prüfen, ob Sie mit einer anderen Alternative eventuell deutlich größere Finanzmittel über die BAFA-Förderung der Heizung oder den Steuerbonus für die Sanierung erhalten.

Alternativen zur Umrüstung einer Schwerkraftheizung

Da sich beim Schwerkraftheizung umrüsten die energetischen Nachteile nicht abstellen und der Heizkomfort nur eingeschränkt ist, lohnt sich das Erwägen einer Alternative. Beachten müssen Sie, dass Sie in fast allen Fällen das Rohrsystem erneuern müssen. Die Nennweiten und Querschnitte der alten Schwerkraftheizung sind für andere Technologien überdimensioniert. Für viele Umrüstungen beziehungsweise Umstellungen bieten BAFA  und Finanzamt umfangreiche Förderungen an.

Gasheizung im häufig die Lösung der Wahl

Weniger empfehlenswert ist in Anbetracht der politischen Situation eine Ölheizung. Sie wird nur sehr eingeschränkt bezuschusst. Eine Gasheizung kann eine sinnvolle Lösung sein. Hier können Sie neben einem herkömmlichen Erdgasanschluss an das öffentliche Gasnetz auch an Flüssiggas denken. Mit Ihrem ober- oder unterirdischen Flüssiggastank betreiben Sie Gasthermen oder Gasdurchlauferhitzer. Mit Flüssiggas heizen ist häufig dann die richtige Alternative, wenn der Erdgasanschluss zu teuer oder nicht möglich ist. Eventuell erhalten Sie die Schwerkraftheizung nach umrüsten als Grundwärmeträger.

Mit Gasofen oder Außenwandheizung zuheizen

Das Zuheizen ist beispielsweise auch gut mit einem Gasofen, Kaminofen oder einer Außenwandheizung möglich. Wenn Sie komplett auf erneuerbare Energien wie Solarenergie oder auf Wärmepumpe umstellen, dürfen Sie Fördermittel beanspruchen. Ein zugelassener Energieberater, dessen Kosten übrigens auch anteilig übernommen werden, kann Ihnen die besten Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. Sie können kalkulieren, dass eine Schwerkraftheizung umrüsten ähnlich viel kostet wie das Umstellen auf eine vollkommen andere Heizungsart. Allerdings haben Sie Anspruch auf Förderung. Nicht zu vergessen ist der Effekt des Amortisierens, da die Schwerkraftheizung durchaus als „Energieschleuder“ bezeichnet werden kann.

Schwerkraftheizung stilllegen ohne Ausbau und Deinstallation

Denkbar ist, beim Schwerkraftheizung umrüsten einfach die alte Verrohrung dort zu belassen, wo sie ist und ein weiteres Heizsystem zu installieren. Kessel der Schwerkraftheizung stehen immer im Keller beziehungsweise am tiefsten Punkt des Gebäudes, dass beheizt werden muss.

Zweites System auf dem Dachboden installieren

So ist ein zweites System im Dach möglich. Dabei kommt es natürlich auf das Platzangebot. In Rohrschächten müssen Parallelrohre Platz finden. Heizkörper können abgeklemmt, demontiert und ersetzt werden. Auf diese Weise können Sie beim Schwerkraftheizung umrüsten aufwendige und teure Ausstemm- und Demontagearbeiten umgehen. Die Anlage bleibt einfach stillgelegt bestehen.


Fazit – Zusammengefasst bestehen vier Optionen:

  1. Die Schwerkraftheizung so umrüsten, dass sie mit geringster Investition weiter betrieben werden kann.
  2. Die Schwerkraftheizung so umrüsten, dass es als Pumpenwarmwassersystem weiter arbeitet.
  3. Ein zusätzliches Heizsystem installieren, ergänzend und parallel betreiben.
  4. Die Schwerkraftheizung mit Rohrleitungen, Heizkörpern und Armaturen komplett ersetzen.

Wenn man über die finanziellen Möglichkeiten verfügt, ist die Lösung alles neu die langfristig beste Variante.

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